«Mutter unbekannt» – Adoptionen aus Indien von 1973 bis 2002

27.09.2024 Heute geben die Kantone Zürich und Thurgau die Ergebnisse ihrer beauftragten Untersuchungen zu Adoptionen aus Indien bekannt. Die Forscherinnen kommen zum Schluss, dass im Verfahren von der Aufnahme indischer Kinder zahlreiche gesetzliche Vorgaben missachtet wurden. Es bleibt bis heute offen, woher die Kinder kamen und wer ihre Mütter waren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Dies Studie offenbart ein komplexes Geflecht von unerfüllten Kinderwünschen, finanziellen Interessen, einer fraglichen Rechtspraxis, mangelhaftem Kindesschutz und Behördenversagen.

  • Dies begründete die zahlreichen Fälle von problematischen bis rechtswidrigen Adoptionsvermittlungen aus Indien.

  • Das Stigma der kinderlosen Ehe in der Schweiz und das Stigma der unehelichen Mutterschaft in Indien schufen ein Feld von Nachfrage und Angebot, das auch von finanziellen Interessen durchzogen war.

Das Projekt untersuchte den rechtlichen Kontext und die Aufsichtspraxis der Adoptionen aus Indien, welches mit Sri Lanka als bedeutendste Herkunftsländer von Adoptivkindern für Familien in den Kantonen Zürich und Thurgau galten. Zentral war die Frage, inwieweit und warum inländische Adoptionen im Untersuchungszeitraum durch Adoptionen von ausländischen Kindern «ersetzt» wurden. Erstmals wurde auch die Perspektive der leiblichen Mütter in den Herkunftsländern und der Adoptiveltern in der Schweiz einbezogen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts geben Einblick in ein bisher kaum untersuchtes Kapitel der internationalen Adoption als Form der Fremdplatzierung. Sie zeigen ein komplexes Geflecht, das von einem unerfüllten Kinderwunsch von Paaren, finanziellen Interessen, einer fraglichen Rechtspraxis, mangelhaftem Kinderschutz und von Behördenversagen geprägt war. Das Stigma der kinderlosen Ehe in der Schweiz und das Stigma der unehelichen Mutterschaft in Indien schufen ein Feld von Nachfrage und Angebot, das auch von finanziellen Interessen durchzogen war. Die Schweizer Behörden waren über zahlreiche Fälle von problematischen bis rechtswidrigen Adoptionsvermittlungen aus Indien informiert und schufen diese mit. Der Forschungsbefund wirft die Frage auf, wie es um die Rechtsgültigkeit von Adoptionsentscheiden steht, die unter solchen Bedingungen getroffen wurden. 

Weitere Informationen und aus dem Projekt erwachsende Empfehlungen finden Sie auf der BFH-Website des Forschungsprojekts oder unter Adoptionsforschung.ch.  

Das Forschungsteam

Die BFH-Forscherinnen Andrea Abraham und Nadine Gautschi waren an der Studie beteiligt. Dem Projektteam gehörten nebst ihnen die Forscherinnen Rita Kesselring (Projektverantwortung), Sabine Bitter und Asha Narayan Iyer an.

Wandbild aus Kerala Indien

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