MemoryBox
Es wird eine Web-App partizipativ entwickelt, mit der fremdplatzierte Kinder und Jugendliche das Thema der biografischen Zugehörigkeit kreativ reflektieren und selbstbestimmt, örtlich unabhängig und langfristig dokumentieren können.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Soziale Arbeit
Technik und Informatik -
Institut(e)
Institute for Data Applications and Security (IDAS)
Institut Kindheit, Jugend und Familie - Forschungseinheit(en) IDAS / Applied Machine Intelligence
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit 01.08.2021 - 31.07.2022
- Projektleitung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Andrea Abraham
Prof. Dr. Mascha Kurpicz-Briki
Kevin Bitsch
Cynthia Cristina Steiner
Yalda Samim
Tomaso Aurelio Domenico Leoni - Schlüsselwörter Kinder- und Jugendhilfe, Biographie, Partizipation, Zugehörigkeit, stationäre Erziehungshilfe, Digitalisierung
Ausgangslage
In der Schweiz leben ca. 18'000 Kinder und Jugendliche unterschiedlich lang in meist mehreren In-stitutionen der stationären Erziehungshilfe. Ihr Aufwachsen ist von Ortswechseln und Beziehungsabbrüchen geprägt. Ob und wie sie diese Zeit biografisch verarbeiten, hängt von den Institutionen und Fachpersonen ab und ist damit einer Willkür und Zufälligkeit unterworfen. Gleichzeitig belegen internationale Längsschnittstudien, wie wichtig individuell-biographische Aneignungsprozesse von Bewältigungskompetenzen sowie die institutionell bereitgestellten Verwirklichungschancen für die Handlungsbefähigung fremdplatzierter Kinder und Jugendlicher (FPKJ) ist. Hier setzt das Vorhaben an, das einen Baustein der ersten qualitativen Längsschnittstudie in der Schweiz bildet, welche der Frage der Zugehörigkeit von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen im biografischen Verlauf nachgeht. Für die Datenerhebung entwickeln wir u.a. einen Methodenkoffer, mit welchem FPKJ das Thema Zugehörigkeit kreativ reflektieren und dokumentieren können. Die entstehenden Erinnerungsstücke sollen ihnen in einer digitalen «MemoryBox» langfristig zugänglich gemacht werden. Für die Entwicklung dieses digitalen Bausteins lautet die Frage: Welchen individuellen Bedürfnissen und technischen Bedingungen muss die MemoryBox Rechnung tragen, um von Kindern und Jugendlichen sowohl während als auch nach ihrer Fremdplatzierung für ihre Biografiearbeit genutzt werden zu können?
Vorgehen
Mit der Entwicklung dieser Web-App begann die Zusammenarbeit zwischen den Departementen Soziale Arbeit und Technik und Informatik in diesem Projekt. Als erster Schritt wurden die notwendigen Anforderungen mit der Zielgruppe der Web-App besprochen: Was muss sie können und was wird von den Kindern und Jugendlichen sowie von den Fachpersonen erwartet? – bevor weitere konkrete Schritte der Entwicklung definiert werden konnten. Die Anforderungen wurden anschliessend herausgefiltert, um diese in eine einfache Logik umwandeln und technisch umsetzen zu können.
Ergebnisse
Da die Zielgruppe dieses Projektes primär aus Kindern und Jugendlichen besteht, wurden im Laufe der Applikationsentwicklung besondere zielgruppenspezifische Aspekte wichtig: Diese Kinder und Jugendlichen wachsen ausserhalb ihrer Herkunftsfamilien auf. Es ergeben sich dadurch zusätzliche Fokuspunkte wie beispielsweise das Festhalten von Erinnerungen durch Fachpersonen (Sekundärnutzende), besondere Datenschutzvoraussetzungen in Institutionen oder Pflegefamilien sowie die Einflüsse von Verhaltens- oder Wahrnehmungsauffälligkeiten bei den Kindern und Jugendlichen auf die Applikationsnutzung. Mit der MemoryBox wird ein Beitrag geleistet, den Umgang mit digitalen Technologien zu fördern und andererseits digitale Erinnerungsstücken einfacher zu verwalten. Verschiedene Arten von Medien (Foto, Video, Audio) können direkt in der MemoryBox eingebunden werden. Die Web-App wird im Rahmen der Studie «Zugehörigkeit aus der Sicht von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen» eingesetzt.