Qualitätsentwicklung der Sozialpädagogischen Familienbegleitung im Kanton Bern

Die Praxis der Sozialpädagogischen Familienbegleitung (SPF) sieht sich mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Diese Studie untersucht die Qualitätsentwicklung der SPF im Kanton Bern im Kontext dieser aktuellen Herausforderungen.

Steckbrief

Ausgangslage

Die Sozialpädagogische Familienbegleitung ist aufsuchende Soziale Arbeit in Familien. Sie stärkt die Erziehungsberechtigten, fördert einen konstruktiven Umgang mit familiären Spannungen und die individuelle Entwicklung der Kinder. SPF-Dienstleistungen erfolgen entweder im Einvernehmen mit den Familien oder auf Anordnung von Behörden, wie den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) oder der Jugendanwaltschaften. Im Kanton Bern stellen SPF eine wichtige Unterstützungsform für Familien dar. So belegen die Daten des Kantonalen Jugendamtes (KJA), dass die Anzahl der erbrachten SPF im Kanton von 2017 bis 2022 stetig angestiegen ist. Trotz dieses Bedeutungszuwachses zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass sich die Praxis der SPF mit strukturell wiederkehrenden Herausforderungen konfrontiert sieht. Die Dienstleistungen der SPF werden von Fachpersonen kritisch reflektiert: Sie gehen davon aus, dass sich SPF hinsichtlich ihrer Inhalte und Dauer zum Teil signifikant voneinander unterscheiden. Dabei steht infrage, inwieweit Massnahmen zielführend weitergeführt werden. Angeordnet und verlängert werden SPF unter anderem, da bei den Familien eine gewisse Kontrolle ausgeübt werden soll. Dies entspricht jedoch nicht den Zielsetzungen der SPF und stellt in den Augen der Fachpersonen eine «fehlgeleitete Sicherheit» dar.

Vorgehen

Der Forschungsstand sowie der Austausch mit der Praxis weisen auf einen umfänglichen Bedarf an weiterführender Forschung in diesem gesellschaftsrelevanten und sensiblen Bereich der Kindesschutzmassnahmen hin. Das Projekt zielt darauf ab, das Spannungsfeld zwischen der Autonomie der begleiteten Familien sowie der Kontrollfunktion durch SPF-Massnahmen auszuleuchten und somit Lücken zwischen Praxiswissen und dem aktuellen Forschungsstand zu schliessen. Exemplarisch wird dabei anhand des Kantons Bern untersucht, wie sich die Unterschiede in der Länge und Intensität von SPF-Massnahmen erklären lassen und wie sich eine Kontrollfunktion auf das Arbeitsbündnis zwischen den Familien und SPF-Fachpersonen auswirkt. Zu diesem Zweck werden neben einer umfänglichen Literaturrecherche Expert*innen-Interviews mit involvierten Fachpersonen im Kontext von SPF-Dienstleistungen geführt und mittels qualitativen Auswertungsverfahren inhaltlich analysiert. Die Ergebnisse dieser explorativen Studie dienen als Grundlage für weitere Forschungsvorhaben.