Betreuungsgutsprachen - Begleitforschung
Senior*innen in knappen finanziellen Verhältnissen können seit 2019 in der Stadt Bern Betreuungsgutsprachen beantragen. Die Evaluation der BFH zeigt, dass dies einen Beitrag zum Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit leisten kann.
Factsheet
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Schools involved
School of Health Professions
School of Social Work - Institute(s) Nursing
- Research unit(s) Field of Innovation – Psychosocial Health
- Funding organisation Others
- Duration 01.05.2019 - 30.09.2022
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Head of project
Prof. Dr. Eva Soom Ammann
Prof. Dr. Regula Blaser -
Partner
Pro Senectute Kanton Bern
Direktion für Bildung, Soziales und Sport - Keywords Alter, Betreuung, Wohnen, Lebensqualität
Situation
Das Angebot richtet sich an Stadtberner*innen im AHV-Alter, die einen ausgewiesenen Betreuungsbedarf haben und deren Einkommen und Vermögen eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet. Der Gemeinderat initiierte das Projekt, um eine kritische Lücke im Finanzierungssystem der Betreuung im Alter zu schliessen. Währenddem die Pflege im Alter über die Krankenversicherung und kantonale Beiträge finanziert wird, müssen Senior*innen die Betreuung und Unterstützung im Alltag aus der eigenen Tasche finanzieren. Ältere Menschen, die bezüglich der AHV, BVG und Ergänzungsleistungen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen leben, können sich diese Kosten, welche ihre Lebensqualität verbessern würden, jedoch oft nicht leisten. Mit den Betreuungsgutsprachen kann diese Lücke gezielt geschlossen werden. Mit einem Pilotprojekt wurde zwischen Mai 2019 und April 2022 bedarfsangepasst der Bezug von Betreuungsleistungen ermöglicht, die aufgrund der finanziellen Lage sonst nicht in Anspruch genommen worden wären. Dadurch sollte unter anderem die Lebensqualität gefördert werden. Das Pilotprojekt wurde von einer Begleitforschung der BFH flankiert.
Course of action
Das inzwischen verstetigte Angebot der Betreuungsgutsprachen richtet sich an Stadtberner*innen im AHV-Alter, die einen ausgewiesenen Betreuungsbedarf haben und deren Einkommen und Vermögen eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet. Das Angebot wird in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Bern durchgeführt, welche im Auftrag der Stadt die Bedarfsabklärung bei Interessierten vornimmt. Eine durch die Age-Stiftung finanzierte Begleitforschung des Pilotprojekts hat die Berner Fachhochschule BFH (af&E Pflege des Departements Gesundheit und Institut Alter des Departements Soziale Arbeit) vorgenommen. Diese hat sowohl die Umsetzung des Projektes mit wissenschaftlicher Expertise begleitet, als auch die Ergebnisse hinsichtlich der anvisierten Ziele evaluiert. Darüber hinaus beinhaltete die Begleitforschung auch den Auftrag, das Pilotprojekt und seine Evaluation so zur Dissemination aufzubereiten, dass die Erfahrungen und Ergebnisse als Grundlage für Aktivitäten in diesem Bereich in anderen Städten oder Gemeinden genutzt werden können.
Result
Die Ergebnisse der dreijährigen Pilotphase liegen nun vor. Das breit bekannt gemachte Angebot der Betreuungsgutsprachen und das niederschwellige Anmeldeverfahren führten zu einer hohen Zahl von Interessierten und bestätigte damit einen entsprechenden Bedarf. Das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern (AVA) hatte sich zu Projektbeginn zum Ziel gesetzt, dass innert 36 Monaten rund 100 Bedarfsabklärungen und circa 70 Kostengutsprachen erfolgen sollten. Tatsächlich eingegangen sind in den ausgewerteten 32 Monaten 149 Anmeldungen. Es wurden 118 Bedarfsabklärungen durchgeführt und 111 Kostengutgutsprachen bewilligt. Die Zielgruppe konnte somit besser als erwartet erreicht werden. Als positive Effekte der Betreuungsgutsprachen auf die Bezüger*innen sind insbesondere der Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit zu nennen. Es konnten auch positive Effekte beobachtet werden, welche zu einer Reduktion von Pflegekosten und zu einer Verzögerung von Heimeintritten beitragen können. Als Produkt dieser Begleitforschung liegt nun ein öffentlich zugänglicher Schlussbericht vor, der die Umsetzung des Angebots ausführlich beschreibt, die Ergebnisse der evaluierenden Begleitforschung darlegt und diese diskutiert. Damit kann der Bericht als Grundlage für die Multiplikation oder auch die Entwicklung ähnlicher Angebote in anderen Städten und Gemeinden der Schweiz genutzt werden.