Contrabassclarinet extended
Marktübliche Kontrabassklarinetten sind Instrumente des Kompromisses: physiologische Gegebenheiten führen dazu, dass Klang und Intonation des tiefsten Instruments der Klarinettenfamilie nur halbwegs befriedigend ausfallen.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Hochschule der Künste Bern
Technik und Informatik -
Institut(e)
Institut Interpretation
Institute for Human Centered Engineering (HuCE) -
Forschungseinheit(en)
HuCE / Labor für Sensorik
Musikinstrumente - Förderorganisation Innosuisse
- Laufzeit 01.06.2014 - 29.02.2016
- Projektleitung Christoph Schnyder
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Projektmitarbeitende
Lukas Ammann
Prof. Daniel Debrunner
Daniel Heiniger
Lukas Hochuli
Ernesto Molinari
Matthias Renner
Jochen Seggelke
Simon Schnider
Martin Suter
Martin Suter -
Partner
Seggelke&Partner Clarinet Solutions GmbH
Innosuisse
Ausgangslage
Die Kontrabassklarinette hat sich seit ihrer Entstehung in den 1890er-Jahren baulich kaum weiterentwickelt. Damals vergrösserte man die normale Klarinette und imitierte den mehrfach gebogenen Korpus anderer tiefer Blasinstrumente. Beim Griffsystem hielt man aber an den traditionellen Klarinetten fest, was bei den heute noch handelsüblichen Instrumenten dazu führt, dass ein komplexes System von Tonlöchern, Klappen und Übertragungssystemen angebracht werden muss. Die Tonlöcher müssen dort gesetzt werden, wo sie über dieses Übertragungssystem noch erreichbar sind, und nicht dort, wo sie physikalisch am besten liegen würden. Daraus resultieren Kompromisse zwischen akustisch optimaler Position sowie Grösse der Tonlöcher einerseits, und der mechanischen Klappensteuerung sowie der Handhabbarkeit andererseits. Die Auswirkungen auf die Intonation, die Ausgeglichenheit des Klangs in den verschiedenen Registern und die Flexibilität der Mechanik sind gravierend.
Vorgehen
Die zentrale, im BFH-geförderten Vorgängerprojekt Contrabass Clarinet Unlimited entwickelte Innovation ist die vollständige mechanische Trennung der fingerbetätigten Tasten von den blaslochschliessenden Klappen (keine Hilfs- und Zusatzklappen sowie mechanischen Übertragungssysteme mehr). Das zieht folgende Vorteile und Verbesserungen nach sich: – Die Blaslöcher können optimal positioniert werden. Das erhöht die akustische Qualität und intonatorische Genauigkeit des Instruments. – Die traditionellen Griffweisen können mit der neuen Technik beibehalten werden. Zugleich sind individuelle Griffkombinationen möglich und speicherbar. – Die programmiertechnischen Verknüpfungen von Tasten und Klappen sind unbeschränkt. – Elektronische Schnittstellen zu anderen Systemen können geschlossen werden. – Es eröffnen sich neue klangliche Möglichkeiten bei Blasinstrumenten (Ausgeglichenheit über die Register, grosses Obertonspektrum, stärkeres Gesamtvolumen, Mikrotonalität). In technischer Sicht gilt es, – ergonomische Tastenanordnungen auch für kleine Hände zu realisieren (Konstanz der Hardwareschnittstelle), – innovative Motorklappen zu erfinden (schnell, geräuscharm, leicht, nicht heizend, energieeffizient), – das Gesamtgewicht des Instruments gegenüber einem traditionellen Instrument zu senken.
Ergebnisse
Die angestrebten Ziele sollen zu einem innovativen «Play-by-wire»-Musikinstrument führen, das trotzdem traditionell geblasen wird. Die in diesem Projekt entwickelten Neuerungen könnten in Zukunft auf die Bassklarinette und andere tiefe Blasinstrumente übertragen werden. Sie alle leiden unter ähnlichen technischen wie auch klanglichen Schwierigkeiten.