Achtsamkeitsbasierte Ernährungstherapie zur Selbstregulation bei Adipositas
Eine Pilotstudie untersucht, ob eine achtsamkeitsbasierte Gruppentherapie bei Adipositas das emotionale Essverhalten und die Essbeziehung verbessert, die Zufriedenheit mit der Therapie steigert und die Selbststigmatisierung reduziert.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Gesundheit
Wirtschaft - Institut(e) Ernährung und Diätetik
- Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit (geplant) 01.01.2025 - 30.06.2027
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Projektleitung
Prof. Dr. Leonie-Helen Bogl
Natalie Sara Bez -
Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Leonie-Helen Bogl
David Fäh
Prof. Ninetta Scura
Caroline Heuberger
Prof. Dr. Sandra Jent
Dr. Karin Haas
Prof. Dr. Alexander Hunziker
Dr. Lorenz Affolter
Niklaus Meier -
Partner
Stiftung Sanitas Krankenversicherung
Sonja Mötteli, Department of Adult Psychiatry and Psychotherapy, University Hospital of Psychiatry - Schlüsselwörter Adipositas, Achtsamkeit, GLP-1-Rezeptoragonisten, emotionales Essen, Selbststigmatisierung, Pilotstudie, Ernährungstherapie, Lebensqualität, Stressbewältigung, Verhaltensänderung
Ausgangslage
Adipositas stellt eine erhebliche Herausforderung dar, die oft mit gesundheitlichen und emotionalen Belastungen verbunden ist. Traditionelle Ansätze, wie die alleinige Reduktion der Kalorienaufnahme und die Steigerung der körperlichen Aktivität, erweisen sich häufig als nicht nachhaltig. Viele Betroffene erleben Frustration und Rückfälle, begleitet von Schuldgefühlen, die durch Stigmatisierung noch verstärkt werden. Innovative Behandlungsoptionen wie GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) bieten neue Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion. Die GLP-1-RA-Medikation könnte als «Window of Opportunity» dienen, indem sie eine Phase schafft, in der physiologische Hungersignale reduziert werden und emotionale Auslöser für Essverhalten möglicherweise besser adressiert werden können. Eine Kombination dieser Medikamente mit achtsamkeitsbasierten Interventionen könnte eine nachhaltigere Lösung für die Behandlung von emotionalem Essen und der langfristigen Gewichtskontrolle bieten. Achtsamkeit hilft dabei, emotionale Auslöser für Essverhalten zu identifizieren und zu regulieren, was nicht nur den Umgang mit Überessen verbessert, sondern auch dazu beitragen könnte, die mit Adipositas verbundene Stigmatisierung und das negative Selbstbild zu verringern.
Vorgehen
Eine von der Stiftung Sanitas Krankenversicherung unterstützte Pilotstudie untersucht die Machbarkeit einer neuen ernährungstherapeutischen Intervention mit Achtsamkeit. 40 Erwachsene mit Adipositas, die GLP-1-RA-Medikamente einnehmen, werden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe erhält die Standardtherapie, die andere zusätzlich eine Achtsamkeits-Intervention. Die Intervention basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen Achtsamkeit, Verhaltensveränderung, Live Design, körperzentrierte Therapie und Systemdenken. Die Teilnehmenden werden über 16 Wochen begleitet, wobei sie an neun Vor-Ort-Sitzungen teilnehmen, ergänzt durch tägliche Achtsamkeitsübungen (30 Minuten) und regelmässiges Journaling. Eine besondere Rolle spielen die vier Tandem-Treffen, bei denen sich die Teilnehmenden in Zweiergruppen online zur gegenseitigen Unterstützung austauschen. Digitale Tools unterstützen die Transformation zusätzlich. Das Programm ist darauf ausgerichtet, nicht nur das Essverhalten, sondern auch die Beziehung zu sich selbst positiv zu verändern. Ziel ist es, die Machbarkeit der Intervention und ihre Wirkung auf emotionales Essen, Ernährungsgewohnheiten, Stressbewältigung und Lebensqualität zu bewerten. Daten werden zu Beginn, am Ende und 12 Monate nach der Studie erhoben.
Ergebnisse
Die Pilotstudie untersucht, ob die neue Intervention machbar ist und welche Effekte sie auf die Essbeziehung, die Selbstregulation und die Selbststigmatisierung hat. Ein Fokus liegt auf der Wahrnehmung der Therapieerfahrung im Verlauf der Intervention sowie der Veränderung emotionaler Essmuster. Es wird ausserdem untersucht, ob die Intervention die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Teilnehmenden verbessert.
Ausblick
Sollte sich die neue Intervention als machbar und wirksam erweisen, könnte sie zukünftig eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Behandlung von Adipositas spielen. Die Erkenntnisse könnten als Grundlage für grössere Studien dienen, die achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Adipositasbehandlung weiter untersuchen und langfristige Strategien für ein gesundes Essverhalten etablieren, um Betroffene auf ihrem Weg zu begleiten.
