Mindful Co-Working-Design: Wie Wissensarbeitende aktuellen Herausforderungen begegnen können

07.03.2025 Wissensarbeitende, deren optimale Leistung von Zeiten intensiver Konzentration abhängt, stehen in der heutigen Arbeitswelt vor erheblichen Herausforderungen: Ihre Aufgaben erfordern nicht nur ununterbrochene Konzentration, sondern auch eine aktive Zusammenarbeit und Kommunikation mit ihren Kolleg*innen, und das oft über genau die digitalen Werkzeuge, die ihre Konzentration stören. Unsere Forscherin Dandan Pang vom Institut New Work hat zusammen mit Marianne van Woerkom von der Universität Tilburg untersucht, wie wir mit Mindful Co-working Design (MCD) diese konkurrierenden Herausforderungen meistern können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mindful Co-Working Design (MCD) verbindet konzentrierte Einzelarbeit mit bewusster Zusammenarbeit, um Produktivität und soziale Interaktion zu optimieren.
  • Unterbrechungen, Zielsetzungen und Pausen werden in ein strukturiertes Konzept integriert, das sowohl individuelle als auch soziale Bedürfnisse berücksichtigt.
  • MCD stärkt Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit, was zu einer effektiveren und nachhaltigeren Arbeitsweise führt.

Im Durchschnitt erleben Wissensarbeitende etwa 13 Unterbrechungen pro Tag, die jeweils 15-20 Minuten dauern. Dies bedeutet eine erhebliche Arbeitsfragmentierung. Die zunehmende Verlagerung hin zu hybriden und gemeinsam genutzten Büroräumen kann die Produktivität entweder fördern oder behindern, je nachdem, wie diese Umgebungen gestaltet sind. Ein effektives Co-Working-Design muss die konkurrierenden Anforderungen von individueller, intensiver Arbeit und Zusammenarbeit in Einklang bringen und Lösungen anbieten, die sowohl die Konzentration als auch die Konnektivität fördern. 

Strategien wie etwa die Verringerung von Unterbrechungen, die Umsetzung von Zielsetzungspraktiken (d. h. Identifizierung der eigenen Ziele) und die Förderung regelmässiger Pausen werden häufig isoliert angewandt, ohne das Potenzial einer integrierten Methode zu berücksichtigen. Denn diese berücksichtigen häufig die interaktive Dynamik zwischen den Mitarbeitenden nicht, was angesichts der Bedeutung von Zusammenarbeit und Kommunikation in modernen Arbeitsumgebungen unerwartet ist. Das weist auf eine kritische Lücke in Forschung und Praxis hin; nämlich die Notwendigkeit einer umfassenden Intervention, die sich nicht nur mit den individuellen Herausforderungen, sondern auch mit den einzigartigen sozialen Dimensionen befasst, mit denen Wissensarbeitende in einem Co-Working-Umfeld konfrontiert sind. 

In der vorliegenden Studie wird nun ein Mindful Co-Working Design (MCD) vorgeschlagen, das Achtsamkeit in ein Co-Working Design integriert – und zwar gemeinsam mit den oben erwähnten individuellen Strategien wie Unterbrechungen, Zielsetzungen und Pausen. MCD bietet einen kohärenten Rahmen, der darauf abzielt, die individuelle Tiefenarbeit zu optimieren und gleichzeitig die Interaktionen in der Gruppe zu fördern, und ist damit eine robuste Antwort auf die vielfältigen Anforderungen moderner Wissensarbeiter. Ein Beispiel dafür zeigt die folgende Tabelle. 

Beispiel für den Ablauf eines Mindful Co-working Half-Day:

8:30 

Vorab-Umfrage

8:35 

Intro

8:40 

Check-in Meditation

8:45 

Zielsetzung

9:00 

Tiefenarbeitsphase 1

9:45 

Pause 1 

10:00 

Tiefenarbeitsphase 2

10:45 

Pause 2

11:00 

Tiefenarbeitsphase 3

11:45 

Check-out Meditation 

11:50 

Abschluss

12:00       

Nachbefragung

12:05 

Mittagessen (optional)  

Warum es funktioniert:   

Eigenständigkeit

MCD erfüllt das Bedürfnis nach Autonomie, indem es die Eigeninitiative der Mitarbeitenden während der konzentrierten Sitzungen in den Vordergrund stellt und es ihnen ermöglicht, sich Ziele zu setzen, die ihren individuellen Vorlieben und ihrem Rhythmus am besten entsprechen.   

Kompetenz

Durch die Schaffung eines Umfelds, das Konzentration und Tiefenarbeit fördert, wird das Kompetenzbedürfnis jedes Mitarbeitenden befriedigt. Damit sind die Teilnehmenden in der Lage, Aufgaben effektiv zu erledigen und ihre Herausforderungen zu bewältigen.  

Verbundenheit

Nicht zuletzt wird das Bedürfnis nach Verbundenheit durch den Co-Working-Aspekt des MCD-Konzepts befriedigt, das achtsame soziale Interaktionen in den Pausen und gemeinsame Zielsetzungsaktivitäten umfasst.   

Über die Studie

Die Studie untersuchte die Durchführbarkeit und Wirksamkeit von MCD mit gemischten Methoden, einschliesslich quantitativer Online-Umfragen und qualitativer Erfahrungsberichte. Die quantitativen Daten umfassen 91 Teilnehmende (Teilzeitstudierende, die neben ihrem Studium und ihren Kolleg*innen arbeiten) in Teams von zwei bis fünf Personen, die nach dem Zufallsprinzip entweder einer Bedingung für achtsames Co-Working (n = 44) oder einer aktiven Kontrollbedingung für reines Co-Working (n = 47) zugewiesen wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass beide Bedingungen zwar die Arbeitszufriedenheit und die positiven Emotionen verbesserten, die achtsame Co-Working-Bedingung jedoch signifikant effektiver bei der Reduzierung von Stress und negativem Affekt war. Interessanterweise gab es zwar keine signifikanten Unterschiede zwischen den Bedingungen für die positiven Ergebnisse, aber die MCD-Bedingung war effektiver bei der Reduzierung der negativen Ergebnisse.  

Die qualitativen Ergebnisse, die auf der induktiven Kodierung von 40 Erfahrungsberichten beruhen, untermauern diese Erkenntnisse. Die Teilnehmer berichteten, dass MCD Stress reduzierte, das Wohlbefinden steigerte, die Konzentration und die Zielerreichung verbesserte und einen respektvollen Umgang miteinander förderte.   

Die Ergebnisse unterstreichen den Wert von MCD bei der Bewältigung der doppelten Anforderungen von intensiver Arbeit und Zusammenarbeit und bieten umsetzbare Strategien für Organisationen, die das Wohlbefinden und die Produktivität von Wissensarbeitern fördern wollen. Im Gegensatz zu traditionellen Achtsamkeitstrainingsprogrammen, die wochenlanges Engagement erfordern, ist MCD eine praktische und skalierbare Intervention, die leicht in die Arbeitsroutine integriert werden kann. Selbst einfache Anpassungen - wie die Einführung von Achtsamkeits-Check-Ins oder strukturierten Deep-Work-Sitzungen - können die Produktivität des Wohlbefindens am Arbeitsplatz steigern und eine unterstützende Teamkultur fördern. 

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