Mit der gymnasialen Matura direkt an die BFH-TI

13.02.2025 Parallel zum Studium die berufliche Praxiserfahrung sammeln: Das ist das Konzept des praxisintegrierten Bachelor-Studiums (PiBS). Damit kann man nach der gymnasialen Matura in nur vier Jahren einen berufsbefähigenden tertiären Abschluss erwerben. Die BFH-TI erweitert das PiBS-Angebot laufend.

Mit der gymnasialen Matura in der Tasche stehen jungen Menschen grundsätzlich auch die Türen zu einer Fachhochschule offen. Voraussetzung für die Zulassung ist ein einjähriges Praktikum (sogenannte Arbeitswelterfahrung) in einem der gewählten Studienrichtung nahen Bereich. Seit 2015 gibt es eine Alternative, die den Übergang vom Gymnasium an die Fachhochschule erleichtern kann: das praxisintegrierte Bachelor-Studium (PiBS). Es ist auch für Inhaber*innen einer Berufsmatura zugänglich, die ihre berufliche Grundausbildung nicht in einem der Studienrichtung verwandten Beruf absolviert haben. Das PiBS dauert vier statt der im Vollzeitstudium üblichen drei Jahre. Dabei besuchen die Studierenden den Unterricht der Teilzeitstudierenden mit Berufsmatura. Der Schulunterricht entspricht dabei einem 60-Prozent-Pensum. In 40 Prozent der Studienzeit sammeln PiBS-Studierende die obligatorische praktische Erfahrung in einem Unternehmen. Diese Möglichkeit ist auf MINT-Studiengänge beschränkt (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und soll dazu beitragen, den Fachkräftemangel in den MINT-Branchen zu mildern. Das PiBS-Konzept wurde vom Bund ursprünglich als fünfjähriger Versuch angelegt, nach einer weitgehend positiven Zwischenevaluation dann aber auf die Studienjahrgänge 2020 bis 2025 verlängert. Dieses Jahr wird der Bund mit einer Änderung des Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetzes das PiBS voraussichtlich definitiv verankern.

Studentinnen bei einem Meeting
Verhältnismässig viele junge Frauen steigen nach der gymnasialen Matura mit dem PiBS direkt ins Studium an der BFH-TI ein. Foto: BFH

Motivierende Praxiserfahrung

Das praxisintegrierte Bachelor-Studium rückt nach Ansicht von Roger Filliger, dem stellvertretenden Direktor der BFH-TI, zwei Bildungslandschaften näher zueinander – jene der Universitäten (über die gymnasiale Matura) und jene der Fachhochschulen (über die Berufsmatura): «Mit dem PiBS-Modell kommen beide Matura-Typen im Teilzeitstudium zusammen. Für jene aus dem Gymnasium bietet dieser Bildungsweg einige Vorteile. Sie können direkt nach der Matura studieren und gleichzeitig in die Arbeitswelt einsteigen.» Diese Gleichzeitigkeit von Theorieunterricht und praktischer Tätigkeit könne gerade nach der langen Zeit am Gymnasium sehr motivierend sein: «Die Studierenden können erworbenes Wissen sofort anwenden und auch etwas Geld verdienen.» Bereits nach vier Jahren verfügten sie mit dem Bachelor über einen tertiären Abschluss, der sie zu begehrten Fachkräften in der Wirtschaft mache. Beim Weg über die Universität sei für einen berufsbefähigenden Abschluss hingegen meistens ein Master erforderlich.

«Auch für kleinere Unternehmen ist das PiBS eine Chance, zukünftige Spezialist*innen und Kaderleute heranzuziehen.»

Prof. Dr. Roger Filliger
Prof. Dr. Roger Filliger Stellvertretender Direktor der BFH-TI

Chance auch für kleine Unternehmen

Der Zugang zum PiBS ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Angehende Studierende müssen ein Unternehmen finden, in dem sie ihr vierjähriges Praktikum absolvieren können. Im Ausbildungsvertrag wird der Inhalt des Praktikums umrissen. Auch die BFH-TI stellt gewisse Anforderungen an den Praxispartner. Dieser muss gewährleisten, dass die Studierenden Projektarbeiten und die Bachelorarbeit im Rahmen des 40-Prozent-Pensums im Betrieb absolvieren können. BFH-TI und Unternehmen vereinbaren zudem, sich gegenseitig über die Leistung im Betrieb und an der Schule zu informieren, falls Probleme auftauchen. Aktuell führt die BFH-TI eine Liste von rund 30 Unternehmen, die Praxisplätze im Rahmen eines PiBS anbieten. Grössere Firmen wie die SBB oder Swisscom kommunizierten offene PiBS-Stellen bereits aktiv und verfügten im Rahmen ihrer Trainee-Programme über geeignete Strukturen, Praktikant*innen zu integrieren und zu betreuen, sagt Roger Filliger. Für kleinere Unternehmen sei dies oft schwieriger. «Aber auch für sie ist es eine Chance, im eigenen Betrieb zukünftige Spezialist*innen und Kaderleute heranzuziehen.»

Überdurchschnittlich viele Frauen

Wie schlagen sich nun PiBS-Studierende im Vergleich zu jenen mit Berufsmatura? «Zu Beginn haben sie beim Allgemeinwissen oft einen Vorsprung, dafür sind sie dann in der fachlichen Vertiefung stark gefordert», sagt der stellvertretende Direktor der BFH-TI. «Die parallele Tätigkeit im Unternehmen erlaubt es ihnen jedoch, sich die fehlende Praxiserfahrung anzueignen.» Im Informatik-Studium falle der Einstieg in die Arbeitswelt wohl am leichtesten, mittlerweile stammten rund zehn Prozent der Informatikstudierenden aus dem PiBS-Programm. In den Bildungsgängen mit stärkerem Fokus auf manuelle Tätigkeiten lägen die Hürden für gymnasiale Maturand*innen etwas höher. Erfreulich sei auf jeden Fall der überdurchschnittlich hohe Frauenanteil unter den PiBS-Studierenden an der BFH-TI. Das dürfte daran liegen, dass Frauen an den Gymnasien die Mehrheit bilden.

Neue Impulse dank PiBS-Koordinatorin

Die sieben Studiengänge mit der Möglichkeit eines PiBS haben das neue Angebot bisher in Eigenregie aufgebaut und betreut. Ab sofort kümmert sich mit Ursula Moser eine PiBS-Koordinatorin um die Weiterentwicklung. Sie agiert in dieser Funktion als Drehscheibe und vermittelt zwischen Studieninteressierten, Unternehmen und Studienanforderungen. Sie wird Unternehmen die Kontaktaufnahme erleichtern und angehende PiBS-Studierende bei der Suche nach Praktikumsstellen mit hilfreichen Kontakten unterstützen.

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