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Neues BFH-Institut fördert Kollaboration im Gesundheitswesen
17.03.2025 Die Gründung des Instituts für kollaborative Gesundheitsversorgung und Leadership ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren, personenzentrierten und interprofessionellen Gesundheitsversorgung. Wir sprachen mit Institutsleiterin Mirjam Körner über die Ziele, Herausforderungen und Visionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das neu gegründete BFH-Institut setzt auf interprofessionelle Kollaboration und die Beteiligung von Patient*innen und Öffentlichkeit (Patient and Public Involvement and Engagement, PPIE), um die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
- Institutsleiterin Mirjam Körner erklärt, wie das Institut mit praxisorientierter Forschung und Leadership-Programmen zur Transformation des Gesundheitswesens beitragen möchte.
Das neu gegründete Institut für kollaborative Gesundheitsversorgung und Leadership an der Berner Fachhochschule setzt ein starkes Signal für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung. Die Vision des Instituts: die Expertise verschiedener Akteur*innen im Gesundheitswesen zu vereinen. Institutsleiterin Mirjam Körner beschreibt es so: «Es geht darum, das Wissen von Nutzer*innen, Fachpersonen und Forschenden miteinander zu verknüpfen, Synergien zu schaffen und die Versorgung dadurch nachhaltig zu verbessern.»

Kollaboration und Leadership integrativ verbinden
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen – vom Fachkräftemangel über Digitalisierung und ökonomischen Druck bis hin zu komplexeren Krankheitsbildern – erfordern ein Umdenken. «Interprofessionelle und partizipative Versorgungsmodelle sind entscheidend, um diese Herausforderungen zu bewältigen», erklärt Körner. Dabei setzt das Institut auf gut ausgebildete Führungskräfte, die den Wandel aktiv gestalten können.
Die Professionen müssen sich absprechen, und Nutzer*innen sollen von Anfang an aktiv beteiligt werden.
In der Schweiz gibt es bislang keine vergleichbare Institution, die die Prinzipien Interprofessionalität, Partizipation und Leadership so integrativ miteinander verbindet. «Unser Ziel ist es, diese drei Bereiche in einem ganzheitlichen Ansatz zu vereinen und praxisnahe Lösungen zu entwickeln», so Körner. «Die Professionen müssen sich absprechen, und Nutzer*innen sollten von Anfang an aktiv beteiligt werden.»
Über Mirjam Körner
Mirjam Körner ist Betriebswirtin und Psychologin mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Als Teamcoach und Supervisorin engagiert sie sich für Personal-, Team- und Organisationsentwicklung sowie Leadership. Sie ist ausserplanmässige Professorin für Psychologie an der Universität Freiburg (D) und leitet seit 2023 das Kompetenzzentrum Interprofessionalität der BFH sowie seit März 2025 das Institut für kollaborative Gesundheitsversorgung und Leadership. Weiterhin ist sie seit April 2024 Co- Studiengangsleiterin des nun in das Institut integrierten Masters Healthcare Leadership.
Mirjam Körner habilitierte und promovierte an der Universität Freiburg i. B. zu interprofessioneller Teamarbeit, partizipativer Entscheidungsfindung und Teamentwicklung in der medizinischen Rehabilitation.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der organisationsbezogenen Versorgungsforschung, insbesondere in den Bereichen Leadership, Partizipation, Teamarbeit sowie der Entwicklung und Evaluation digitaler Interventionen zur Patientensicherheit. Sie erforscht Implementierungsprozesse in Akutspitälern und Rehabilitationseinrichtungen und engagiert sich in der interprofessionellen Bildungsforschung. Zudem ist sie in Netzwerken und Verbänden wie beispielsweise bei IP-Health im erweiterten Vorstand, bei IP.Global, in der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung in dem Ausschuss für Interprofessionelle Ausbildung und in der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) aktiv.

Beispiel Patientensicherheit
Kooperation ist nicht nur notwendig, sondern auch eine Chance, die Behandlungsqualität deutlich zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Verbesserung der Patientensicherheit, die nur durch gut funktionierende interprofessionelle Teams und die aktive Teilnahme der Patient*innen gewährleistet werden kann. «Versorgungsmodelle müssen über die reine Arztzentrierung hinausgehen und von allen Berufsgruppen und Nutzer*innen gemeinsam entwickelt werden», so Körner weiter.
Das Institut engagiert sich für praxisorientierte Forschung, innovative Lehre und Weiterbildung, die den Anforderungen eines modernen Gesundheitssystems gerecht werden. In interprofessionellen Modulen und Simulationstrainings sollen die Studierenden optimal auf die Zusammenarbeit in vielfältigen Teams vorbereitet werden. «Besondere Bedeutung kommt auch dem neuen Master-Studiengang Healthcare Leadership zu, der Fachpersonen auf die Herausforderungen und neuen Rollen im Gesundheitswesen vorbereitet», sagt Mirjam Körner. Zudem werden Weiterbildungen und Mentoring-Programme angeboten, die Führungskräfte darin unterstützen, ihre Fähigkeiten in der interprofessionellen Teamführung und der Umsetzung partizipativer Prozesse weiter auszubauen.
Unsere Forschung zielt darauf ab, bestehende Strukturen zu analysieren, neue Modelle zu entwickeln und Veränderungsprozesse wissenschaftlich zu begleiten.
Mit digitalen Tools und Teamwork zu einer besseren Gesundheitsversorgung
«Unsere Forschung ist ebenfalls praxisorientiert und zielt darauf ab, bestehende Strukturen zu analysieren, neue Modelle zu entwickeln und Veränderungsprozesse wissenschaftlich zu begleiten», berichtet Körner. Ein Beispiel ist das Projekt «PACE partnerships», das die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Patient*innen mit chronischer Erschöpfung und Gesundheitsfachpersonen untersucht.
Auch die Digitalisierung nimmt einen wichtigen Platz in der Arbeit des Instituts ein. Diese wird immer relevanter und ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit und der Versorgung. «Wir setzen auf digitale Tools, die die Kommunikation zwischen den Akteur*innen verbessern und den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erweitern», erklärt Körner. Erste Projekte wie das «Care@Home»-Projekt, das digitale Gesundheitsinterventionen für Long-Covid-Betroffene umfasst, sind bereits angelaufen. Weitere Plattformen zur Förderung der interprofessionellen Kommunikation sind in Entwicklung. «Gesundheitsfachpersonen werden durch die Entwicklung von Tools und Schulungsprogrammen unterstützt, die ihre Zusammenarbeit erleichtern, ihre Kompetenzen erweitern und ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen», so Körner.

Das Institut als Impulsgeber für den Wandel
«Seit ich vor 2,5 Jahren an die BFH gekommen bin, arbeite ich an diesen Themen. Es motiviert mich sehr, eigene Konzepte umzusetzen und das Institut mitzugestalten», sagt Körner über ihre Motivation, die Leitung zu übernehmen. Sie und ihr Team haben die Vision, das Institut in den kommenden Jahren als Forschungseinrichtung zu etablieren und international zu vernetzen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Nachwuchsförderung, der Entwicklung neuer Forschungsansätze sowie der Analyse und Adaption internationaler Best Practices: «Wir möchten die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsfachkräften und Nutzer*innen weiterentwickeln und den wissenschaftlichen Diskurs stärken», sagt Körner. Mit dieser Arbeit soll das Institut massgeblich zur Transformation des Gesundheitswesens beitragen und eine zukunftsfähige, kollaborative Gesundheitsversorgung etablieren.