OUR Location Data
In diesem Projekt wurde untersucht, ob die Anonymisierung von Standortdaten vor der Weitergabe, finanzieller Anreize schafft und ob gemeinsame Nutzung dieser Daten für ein lobenswertes Ziel, z.B. Nachhaltigkeit, etwaige Bedenken ausräumt.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Technik und Informatik
Wirtschaft -
Institut(e)
Institute for Data Applications and Security (IDAS)
Institut Applied Data Science & Finance - Strategisches Themenfeld Themenfeld Humane Digitale Transformation
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit (geplant) 01.01.2024 - 31.12.2024
- Projektleitung Prof. Dr. Gernot Pruschak
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Projektmitarbeitende
Dominic Beat Martin Baumann
Prof. Dr. Annett Laube
Olena Yatsenko
Prof. Dr. Nadine Gurtner
Prof. Dr. Jennifer Hehn
Prof. Dr. Gernot Pruschak
Marielle Feenstra - Partner TU Delft
- Schlüsselwörter Location Data, User Resistance, Location Sharing
Ausgangslage
OUR Location Data stellt einen bahnbrechenden Ansatz dar, der aus mehreren Gründen innovativ ist: Erstens weicht unser innovatives Konzept von konventionellen Praktiken ab, die häufig auf Manipulationstaktiken wie kognitive Verzerrungen und dunkle Designmuster zurückgreifen (Waldman, 2020), die von Verbraucherorganisationen und staatlichen Stellen stark kritisiert werden (Fazlioglu, 2023; Jablonowska, 2020; Pant, 2023). Zweitens überarbeiten wir bestehende transparente Einwilligungsformulare, die die Zustimmung der Nutzer zur Datenweitergabe verringern (Clement & Obar, 2016), indem wir speziell untersuchen, wie transparente monetäre Anreize und die Verwendung der Daten für einen guten Zweck Nutzer dazu bewegen können, ihre Daten zu teilen. Drittens gehen wir über die bisherige Forschung hinaus, indem wir die Nutzer*innen in jeder Phase des Prozesses einbeziehen und die Vielfalt der Menschen explizit berücksichtigen. Schliesslich besteht die Möglichkeit, die Schnittstelle auch in anderen Bereichen wie dem Gesundheitswesen einzusetzen.
Vorgehen
Widerstand ist eine häufige Reaktion auf neue Technologien und kann deren Einführung behindern (Heidenreich & Handrich, 2014). Um die Faktoren zu verstehen, die Nutzer:Innen dazu bringen, die gemeinsame Nutzung von Standortdaten zu akzeptieren oder abzulehnen, stützen wir uns auf die Behavioral Reasoning Theorie, die davon ausgeht, dass sowohl Gründe gegen als auch Gründe für die Entscheidungen der Nutzer wichtig sind (Claudy et al., 2015). In zwei Pilotstudie analysierten wir jene Faktoren, die Nutzer:Innen dazu bringen, die Weitergabe von Standortdaten zu akzeptieren (z. B. finanzielle Anreize) oder abzulehnen (z. B. Verletzung der Privatsphäre). Konkret führten wir eine systematischen Literaturrecherche durch die existierende Literatur nach diesen Faktoren durchsuchte. Im Anschluss präsentierten wir in einem Feldexperiment Studierende mit finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Anreize in einer App für die Weitergabe von Standortdaten.
Ergebnisse
Die im WP1 durchgeführte Literature Review verdeutlichte, dass die bisherige empirische Forschung zum Teilen von persönlichen Daten ausschließlich die Einstellung und Intentionen von Individuen erforscht hat, jedoch Tests des tatsächlichen Data-Sharing-Verhaltens noch nicht durchgeführt wurden. Jedoch deutete schon die Literatur darauf hin, dass vor allem finanzielle Anreize Data-Sharing-Intentionen erhöhen. Hingegen ist sich die bisherige Forschung uneins, ob auch Nachhaltigkeitsanreize die Bereitschaft für Data-Sharing erhöhen. Basierend auf diesen Erkenntnissen führten wir in WP2 ein Experiment unter Teilnahme von BFH-TI und BFH-W Studierenden durch, in dem wir sowohl finanzielle als auch nachhaltigkeitsbezogene Anreize für Data Sharing bereitstellten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass aktives Data-Sharing ausschließlich durch die Bereitstellung finanzieller Anreize entsteht. Nachhaltigkeitsbezogene Anreize hingegen führten zu keinem erhöhten Data-Sharing bei den Proband:Innen.
Ausblick
Das Projekt ermöglicht es den Nutzenden, ihre Standortdaten bewusst weiterzugeben, im vollen Bewusstsein der Datennutzung und der Vorteile, die sie erhalten, einschliesslich einer finanziellen Entschädigung und eines altruistischen Nutzens. Diejenigen, die derzeit ihre Standortdaten auf Android- oder iOS-Geräten teilen, werden von diesem Projekt profitieren. Unser Engagement für Inklusion stellt auch sicher, dass die Schnittstelle ein breites Spektrum von Endnutzern anspricht. Das Projekt passt gut zu Digital Engineering und Wertschöpfung, da es den inhärenten Wert der Teilnahme an digitalen Ökosystemen hervorhebt. Im Kontext der BFH-Strategie steht das Projekt im Einklang mit "Gestalten und Bewegen", da es die Zukunft der Schnittstellen für die Zustimmung zur gemeinsamen Nutzung von Daten gestaltet. Es verkörpert auch "Verantwortungsbewusst und unternehmerisch", indem es ein ethisch einwandfreies Tool für den Datenaustausch bereitstellt, das von zahlreichen Organisationen übernommen werden kann. Schliesslich tragen wir auch zum strategischen Bereich der nachhaltigen Entwicklung bei, indem wir die gemeinsame Nutzung von Standortdaten für die Entwicklung einer umweltfreundlichen Mobilität ermöglichen.