Inklusion anhand von Technologien: Blickwinkel der Gesellschaft

Untersuchung gesellschaftlicher Perspektiven auf Inklusion mittels Technologien im Rahmen eines Public-Engagement-Ansatzes.

Steckbrief

Ausgangslage

«Inklusion ist, wenn alle mitmachen dürfen» (Aktion Mensch, n.d.). Vier von fünf Personen mit Behinderung fühlen sich dennoch in der Schweiz ausgeschlossen – besonders in den Bereichen Mobilität, Arbeit, Politik und Freizeit (Pro Infirmis, 2023). Assistive Technologien könnten ihre Teilhabe stärken, indem sie Funktionsfähigkeit erhalten und Wohlbefinden verbessern. Die WHO empfiehlt, Betroffene in die Entwicklung solcher Technologien einzubeziehen, um Sicherheit, Wirksamkeit und Erschwinglichkeit zu gewährleisten. Öffentlichkeitsarbeit und der Abbau von Stigmatisierung sind essenziell für eine inklusive Gesellschaft (WHO & UNICEF, 2022).

Vorgehen

Setting war die Swiss Abilities Messe 2024 in Luzern. Beispielhaft für mögliche Assistenztechnologien wurden an unserem Messestand ein Prototyp eines neu entwickelten Roboterarms und ein Liegerad, jeweils für Menschen mit Tetraplegie ausgestellt. Die Messebesucher*innen konnten diese beiden Technologien testen. Anschliessend wurden durch drei Physiotherapeutinnen und einer Forscherin im Rollstuhl semi-strukturierte Einzelinterviews geführt, bei denen auch die Befragten Fragen zur Thematik stellen konnten. So entstand ein interaktiver Dialog zur Thematik «Inklusion anhand von Technologien», nachdem sie selbst die Perspektive eines Betroffenen einnehmen konnten. Die Gespräche wurden aufgenommen, transkribiert und einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Die Stichprobe umfasste Menschen mit und ohne Behinderungen.

Ergebnisse

Insgesamt nahmen 41 Personen teil (4h 55min Audiomaterial), von denen 27 keine Mobilitätseinschränkungen hatten und 14 im Rollstuhl sassen. Die Analyse ergab interessante Unterschiede in der Wahrnehmung von Inklusion zwischen den Gruppen. Die Fussgänger*innen betrachteten das Thema oft abstrakter und betonten eher Chancengleichheit und gesellschaftliche Akzeptanz. Die Rollstuhlfahrer*innen fokussierten sich hingegen auf konkrete Barrieren und die praktische Unterstützung und Umsetzung. Acht Teilnehmer*innen hatten Schwierigkeiten, den Begriff «Inklusion» zu definieren – und dies, obwohl sie eine Fachmesse besuchten, die sich mit den Themen Gleichstellung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung befasst. Dies deutet darauf hin, dass das Thema in einigen Bereichen der Bevölkerung noch nicht vollständig verstanden wird, selbst unter Personen, die mit diesem Thema in Berührung kommen.

Ausblick

Die Analyse zeigten, dass Assistenztechnologien als wichtiger Faktor für Inklusion wahrgenommen werden, besonders weil sie Barrieren abbauen und die Selbstständigkeit und Teilhabe verbessern können. Dennoch erschweren hohe Kosten, geringe Verfügbarkeit und fehlende Flexibilität den Zugang. Eine direkte Einbindung Betroffener in Entwicklungsprozesse von Assistenztechnologien ist essenziell. Gleichzeitig wird aber deutlich, dass Technologie allein nicht ausreichend ist, um Inklusion zu ermöglichen – gesellschaftliche Sensibilisierung und frühzeitige Integration in Bildung, Arbeitswelt und Öffentlichkeit sind von zentraler Bedeutung. Public Engagement erweist sich als gute Strategie um Inklusionsprozesse in unserer Gesellschaft zu fördern.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 3: Gesundheit und Wohlergehen
  • 10: Weniger Ungleichheiten